Tubeless – alles, was du als Radfahrer wissen musst!

Autorin: Lisa Augustin

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Tubeless heißt, dass du deine Reifen am Fahrrad schlauchlos fährst. Welche Vor- und Nachteile das bietet und worauf du beim Tubeless machen deiner Reifen achten solltest, erfährst du in diesem umfangreichen Ratgeber.

Wie funktioniert Tubeless?

Bei Tubeless-Systemen wird kein Fahrradschlauch im Reifen verbaut. Der Fahrradreifen kommt dabei ohne Schlauch direkt auf die Felge. Eine spezielle Dichtmilch sorgt dafür, dass der Reifen dicht bleibt und keine Luft verliert. Bekommt der Reifen undichte Stellen, wie zum Beispiel durch ein Loch, dichtet die Dichtmilch durch den Luftdruck direkt ab und verschließt das Loch langfristig. Das hat den Vorteil, dass sich dein Fahrradreifen gewissermaßen selbst flickt.

Kann man jeden Fahrradreifen tubeless machen?

Nein! Für Tubeless sind mehrere spezielle Komponenten erforderlich:

  • Eine Felge, die bereits tubelessready ist
  • Ein Reifen, welcher für das tubeless System geeignet ist
  • Ein spezielles Tubelessventil
  • Dichtmilch

Mithilfe eines speziellen Tubeless Felgenbands lassen sich Felgen auch selbst tubelessready machen. Meine Laufräder konfiguriere ich übrigens direkt bei Fun Works – diese kann man auch gleich tubelessready bestellen.

Tubelessventile* funktionieren alle relativ ähnlich – bis auf das von MilKit. Die haben ein eigenes System entwickelt, mit dem Tubeless noch einfacher und sauberer funktionieren soll.

Ob ein Fahrradreifen ready für tubeless ist, steht meist schon in der Produktbeschreibung oder auf dem Reifen selbst drauf. Jeder Reifenhersteller bietet Reifen an, die du schlauchlos fahren kannst. Ich selbst fahre Reifen von Schwalbe und MAXXIS. Mein Freund Mein Mann schwört auf Continental. Aktuell probieren wir Pirelli Reifen, die auch super funktionieren!

Die richtige Milch für Tubeless

Milch ist in diesem Fall nicht unbedingt Geschmackssache, sondern richtet sich an die Materialansprüche. So fordern Reifenhersteller wie MAXXIS eine ammoniakfreie Dichtmilch für ihre Reifen. Wir haben Anfangs immer auf die populäre Dichtmilch von Stan’s gesetzt und sind inzwischen davon weg. Auch Schwalbe fällt raus – wer nämlich genauer auf das Etikett schaut, erkennt Ähnlichkeiten zur Dichtmilch von Stan’s. 😉

Jede Milch mit einem Latexanteil (Naturlatex) enthält Ammoniak.

Ja – es gibt viele, die mit Ammoniak keine Probleme haben und trotzdem Fahrradreifen von MAXXIS fahren. Doch ich habe noch mehr Argumente gegen Ammoniak als die Herstellerempfehlungen:

  • Umweltschutz: Die Gewinnung von Naturlatex ist nicht förderlich für die Regenwälder
  • Beißender Geruch
  • Dichtmilch mit Naturlatex muss öfter ausgetauscht werden

Es gibt verschiedene Arten von Dichtmilch. Auf Wasserbasis oder ohne. Mit Partikeln/Fasern oder ohne. Dickflüssig oder dünnflüssig. So manche Dichtmilch lässt sich auch mit einem Schlauch kombinieren.

Gute Dichtmilch hat folgende Eigenschaften:

  • Ist hautfreundlich
  • Nach internationalen Richtlinien als ungefährlich einstuft
  • Verklumpt nicht
  • Ändert nicht großartig die Farbe
  • Trocknet nicht schnell ein und hält lange
  • Bildet keine Kristalle
  • Trennt sich nicht in die einzelnen Materialien auf
  • Auf Basis von synthetischem Latex und ohne Ammoniak
  • Proteinfrei
  • Kompatibel mit CO? Kartuschen

Meine top Favorit ist dabei übrigens das Wurstwasser von MaXalami. Aber auch Barkeeper von Dynamic oder Holeshot von Fun Works sind sehr empfehlenswert als Tubelessmilch und oft in meinen Reifen. Ich kenne auch einige Radfahrer, die auf MilKit schwören. Wobei die Vermutung nahe liegt, dass diese 3 Produkte relativ ähnlich sein könnten. Besonders die Gemeinsamkeiten vom Wurstwasser HiFibre und MilKit Hi-Fibre wurden schon öfter in verschiedenen Foren aufgezeigt. Das ist aber definitiv nicht negativ!

Es gibt natürlich noch viele andere Hersteller. Ich habe bisher aber noch nicht alle Hersteller getestet.

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Flecken auf den Tubeless Reifen

Manche Tubelessreifen bekommen feuchte Flecken – das ist nichts Negatives. Die Reifen können schwitzen. Solange alles dicht ist, brauchst du dir keine Sorgen zu machen.

Warum Tubeless fahren?

Tubeless am Fahrrad bietet dir viele Vorteile:

  • Du kannst deine Fahrradreifen mit einem geringeren Reifendruck fahren
  • Der Rollwiderstand ist besser
  • Bessere Pannensicherheit und Pannenschutz: Platten werden oft durch die Dichtmilch direkt verhindert
  • Geringeres Gewicht
  • Spart eine Menge Müll (Schläuche, neue Reifen)
  • Hält einen Durchschlag besser aus als ein Schlauch

Was spricht gegen tubeless?

Ein großer Nachteil ist, dass viele Fahrräder bisher nicht für das schlauchlose System ready sind und die passenden Komponenten erst aufgerüstet werden müssen. Außerdem kann das Tubelesssystem auch zu einer ungeplanten Sauerei führen, wenn man nicht richtig aufpasst. Aber mit den richtigen Mitteln bekommt man das auch wieder sauber.

Zudem können Ventile verkleben – das kommt aber auch auf die Fahrradpflege und die Dichtmilch an.

Viele Radfahrer empfinden es als Nachteil, dass eine normale Fahrradpumpe zum schlauchlos fahren nicht immer ausreicht. Auch die Montage empfinden viele als umständlich.

Platten trotz Tubeless

Ja, du kannst auch trotz tubeless einen Platten haben. Zum Beispiel dann, wenn das Loch in der Seitenwand des Reifens reinkommt oder der Riss zu groß ist, hast du schlechte Karten. Ich hatte das zum Glück noch nie, weil die Milch immer rechtzeitig abgedichtet und ich ein wenig Glück hatte. Aber meinen Freund musste ich auch schon abholen, weil er trotz tubeless einen Platten hatte und nichts zum Stopfen dabeihatte. Stopfen ist dabei ein gutes Stichwort. Mit speziellem Tubeless-Flickzeug kannst du Löcher im Reifen stopfen und die Dichtmilch erledigt dann der Rest. Am bekanntesten ist hierbei übrigens MaXalami mit seinen roten Salamis. Die haben übrigens ein passendes Werkzeug im Angebot, welches du im Lenker verstauen kannst.

Ebenso kann ein Ersatzschlauch bei einem Platten Reifen Abhilfe schaffen – diesen einzubauen, kann aber auch für etwas Sauerei sorgen.

Ich empfehle dir eine normale Luftpumpe oder CO?-Kartusche mitzuführen – mit der bekommst du deinen Reifen in Kombination mit MaXalami in den meisten Fällen wieder schnell dicht. Dabei kommt es aber auch darauf an, wie groß das Loch ist und wo es sich befindet.

Wenn du ein Loch im Reifen hast, musst du abwägen, welche Methode zum Flicken am besten ist.

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ANLEITUNG: REIFEN tubeless MACHEN

So machst du deine Reifen am Fahrrad ganz einfach tubeless. Egal, ob beim Mountainbike, am Gravelbike oder Rennrad.

Werkzeuge:

– Reifenheber
– Kompressor oder CO? Kartusche

Benötigtes Material

– Tubelessready Felge oder ein Felgenband
– Dichtmilch
– Tubelessready Reifen
– Tubelessventile

Anleitung für die Tubeless Montage oder Umrüstung

Mountainbike Laufrad mit Felgenband tubelessready machen.

Schritt 1: Laufrad vorbereiten

Dieser Schritt der Montage kann übersprungen werden, wenn dein Laufrad bereits tubeless ist und das Felgenband noch gut ist. Reinige die das Felgenbett sauber und entfette es. Jetzt kannst du das Laufrad einspannen und auf Zug das passende Felgenband (achte auf die Breite!) auf Zug ins Felgenbett kleben. Ich empfehle dir 2 Schichten, die du wirklich mit Kraft in die Felge presst.

Tubeless Ventil einsetzen um Reifen Tubeless zu machen.

Schritt 2: Ventil einsetzen

Falls noch kein Loch im Felgenband vorhanden ist, kannst du ein kleines Loch mit einem dünnen Schraubendreher rein machen und da das Ventil durchstechen. Wenn schon ein Loch dafür vorhanden ist, kannst du das Ventil direkt einbauen.

Tubeless Reifen Aufziehen

Schritt 3: Reifen aufziehen

Jetzt ziehst du mithilfe der Reifenheber den Reifen auf. Ist deine ausgewählte Dichtmilch sehr dickflüssig und mit groben Partikeln versehen, lässt du am besten noch ein Stück Reifen offen. Ansonsten kannst du ihn komplett schließen.

Tubeless Dichtmilch mit Spritze auffüllen.

Schritt 4: Dichtmilch einfüllen

Je nach Dichtmilch kannst du die richtige Menge an Dichtmilch direkt in den Reifen kippen oder über eine Spritze ins offene Ventil geben. Die Dichtmilch immer gut vorher schütteln.

Wie viel Dichtmilch muss in den Reifen?

– Rennrad: 30 bis 45ml
– MTB (26″/27,5″), Crossbike, Gravelbike: 60 bis 75ml
– MTB (29″): 100 bis 140ml
– MTB mit wenig Luftdruck (Downhill): 120 bis 140ml

Tubeless Reifen mit dem Kompressor aufpumpem

Schritt 5: Reifen aufpumpen

Nachdem die Tubelessmilch im Reifen ist und der Reifen komplett auf der Felge ist, muss Luft rein. Und zwar zügig. Eine herkömmliche Fahrradpumpe pumpt viel zu langsam Luft in den Reifen, weshalb die Reifen damit in den wenigsten Fällen richtig dicht werden. Wenn der Reifen nicht richtig in die Felge gesprungen ist, ist das so, als hätte man viele Löcher. Daher empfiehlt sich die Nutzung eines Kompressors oder einer CO?-Kartusche. Falls du beides nicht hast, kannst du auch einen Ausflug an die nächste Tankstelle machen. Beim Aufpumpen knackt es oft ein paar Mal, wenn der Reifen in die Felge springt. Das ist ganz normal – nicht erschrecken! Den Reifen kannst du ruhig ziemlich prall aufpumpen.

Mit Tubeless Reifen auf dem Mountainbike fahren.

Schritt 6: Fahren!

Nach dem Aufpumpen solltest du direkt eine kleine Runde um den Block fahren, damit sich die Dichtmilch besser verteilen kann. Reifen, die frisch tubeless sind, kannst du erst mal mit relativ viel Reifendruck fahren. Es ist von Vorteil, wenn du immer eine Luftpumpe in der Nähe hast.

Wichtige Hinweise

Nachdem du deinen Reifen tubeless gemacht hast, solltest du das Rad auch regelmäßig bewegen und nicht einfach in den Keller stellen. Die Milch muss sich erst mal gut verteilen. Kontrolliere auch unbedingt am nächsten Tag, ob noch genug Luft drinnen ist. Wenn dein Reifen am nächsten Tag platt ist, einfach noch einmal aufpumpen und eine Runde fahren. Meist hilft das schon.

Anleitung: Tubeless Milch auffüllen

In manchen Ratgebern liest man, dass Tubelessmilch alle paar Monate ausgetauscht werden muss. Das muss meiner Meinung nach nicht sein. Es reicht, wenn du regelmäßig kontrollierst, wie viel Milch noch im Reifen ist und bei Bedarf die Milch auffüllst. Im Rahmen eines Frühjahreschecks kannst du auch die komplette Milch austauschen und den Reifen, sowie die Felge ordentlich reinigen. Das musst du aber nicht alle paar Wochen machen, um für einen guten Pannenschutz zu sorgen.

Ich nehme immer gerne das Laufrad heraus, schüttel es und höre, ob sich noch Milch darin bewegt. Ist keine Milch mehr vorhanden, muss dringend aufgefüllt werden. Du kannst auch nur ein Stück des Reifens abmachen und schauen, wie viel Milch noch drinnen ist oder über eine spezielle Spritze die Milch herausziehen und messen.

Je nachdem wie lange die Milch schon drin ist, kannst du sie komplett austauschen oder einfach Milch aufschütten. Ich mache meistens letzteres und das funktioniert hervorragend. Die Dichtmilch kannst du entweder wieder über das Ventil mit der Spritze nach leeren oder du machst ein Stück vom Reifen auf und schüttest die Milch direkt rein.

Wenn du zu wenig Dichtmilch im Reifen hast, leidet der Pannenschutz darunter.

Was ist besser: Tubeless oder mit Schlauch?

Ich fahre inzwischen fast alle meine Fahrräder ohne Schlauch. Nur am Winterrad und am Rennrad fahre ich noch mit Schläuchen. Den Schlauch werde ich aber auch da beim nächsten Reifenwechsel auf tubeless umrüsten. Nach anfänglicher Skepsis bin ich inzwischen ein wahrer Fan und kann die Reifen auch fast im Schlaf wechseln. Das Fahrgefühl, der Rollwiderstand und die Pannensicherheit bei Tubeless sind für mich die überzeugenden Argumente. Auch wenn du irgendwo hineinfährst, dichtet die Milch in den meisten Fällen sofort automatisch ab.

Für mich überwiegen die Vorteile von tubeless.

Auch die Tatsache, dass ich ohne Bedenken mit relativ wenig Luftdruck fahren kann, finde ich super beim Mountainbiken. Aber letztlich muss jeder für sich selbst Erfahrungen sammeln und ausprobieren, welches System einem am besten taugt.

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Letzte Aktualisierung am 2.02.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Lisa Augustin - Bloggerin bei LisasBunteWelt beim Radfahren im Wald.

Über die Autorin

Lisa Augustin (geb. Lisa Rudolf) bezeichnet sich selbst als Genussbikerin. Durch eine Abnahme und die Umstellung zu einer gesunden Ernährung ist sie auf das Radfahren gekommen. Auf ihrem Blog LisasBunteWelt schreibt sie über persönliche Erfahrungen und hilft anderen weiter. Trotz körperlichen Einschränkungen wie Lipödem und Arthose versucht sie immer, den Genuss beim Radfahren voranzustellen.

Durch den Hobbyblog ist die gelernte Softwareentwicklerin letztlich auch zu ihrer Berufung gekommen und beschäftigt sich jetzt mit der Suchmaschinenoptimierung in der Selbstständigkeit.

3 Gedanken zu „Tubeless – alles, was du als Radfahrer wissen musst!“

  1. Ich kann den Argumenten vollumfänglich zustimmen. Auf Tubeless umzurüsten war die beste Entscheidung für mich und ich möchte auch nicht mehr zurück auf Schlauch.
    Mit Schlauch hatte ich teilweise 4-6 Mal im Jahr einen Platten Reifen, seit ich auf Tubeless umgestiegen bin, nicht ein einziges Mal. War am Anfang auch skeptisch. Die Spritze mit Schlauch ist einfach genial, ohne war es doch manchmal ein ziemlicher Saukram.
    Übrigens: Ammoniak ist ein Nervengift !
    Ich benutze die Dichtmilch von Syncros, weil frei von Ammoniak.
    Da ich mein Fahrrad im Wohnungsflur aufbewahre ist dieser Punkt für mich sehr wichtig !
    Kompressor zum „Einpassen“ des Reifens brauche ich auch nicht, das Luftdruck-Dingens von Schwalbe funktioniert hervorragend. Bei neuen (Falt-)Reifen muss man lediglich etwas Spülwasser oder Rasierschaum um den Reifenring auftragen. Hat aber eine Weile gedauert, bis ich das kapiert habe.
    Liebe Grüße
    Carsten

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