Wir schreiben den 17. Februar 2025. Nach nur 3-4 Stunden Schlaf, weil ich mal wieder ne halbe Nachtschicht geschoben habe, sitze ich im Flugzeug nach Mallorca. Wie jedes Jahr fliege ich mit Freunden in den Süden, um ein kleines Trainingslager abzuhalten und dem Winterblues zu entkommen. Ich bin müde, aber aufgeregt, als ich ein letztes Mal vor dem Start die Seite des Ötztalers aktualisiere. So, dass es mein Mann neben mir nicht sieht. Denn er weiß nichts davon, dass ich mich Anfang Januar für einen der härtesten Radmarathons der Welt beworben habe …
Ein paar Stunden später sitze ich mit meinen Freunden in Alcudia in einem Eiscafé am Strand. Wieder schaue ich heimlich auf mein Smartphone – und da war sie. Die Starterliste. Ich suchte nach „Augustin“ – meinem Nachnamen. Und da stand er.

Mein Name. Schock. Ich aktualisierte bestimmt 10 Mal die Seite und suchte immer wieder nach meinem Namen. Er ging nicht weg. Währenddessen aß ich meinen vermutlich letzten Eisbecher für die nächste Zeit.
Ich fing an, nach Menschen zu suchen, die sich auch für den Ötztaler beworben hatten. Zum Beispiel nach meinem Kumpel Alex. Aber ich fand ihn nicht. Ich schrieb ihm, dass er mal auf der Starterliste nach mir suchen soll. Das war ein verzweifeltes „Kneif mich mal“ von mir. Auch er fand mich. Es musste also wahr sein. Ich bin eine der 4000 Starterinnen. 25.198 Bewerbungen gab es und ich wurde mit ausgelost. Mir wurde flau im Magen. Ein Schuss, ein Treffer.
Als wir zurück ins Hotel liefen, hatte ich Bauchweh. Niemand wusste von meinem Glück, dann das Eis, der Flug, zu wenig Schlaf. Es war alles zu viel. Und im Hotelzimmer musste es dann raus. „Schatz, wir müssen reden …“
Mit der Unterstützung meines Mannes sagte ich in den nächsten Stunden Freunden und Familie Bescheid. Am Tag darauf veröffentlichte ich die News auf meinem Instagram-Account. Neben vielem positiven Zuspruch gab es auch ein paar blöde Kommentare. Aber auch die können mich nicht aufhalten – denn ich ziehe das durch! 227km und 5500hm innerhalb von 14 Stunden.
KW9 – Das Training beginnt
Nach meiner Mallorcawoche, in der ich sicher viel zu viel und viel zu hart für ein vernünftiges Training gefahren bin, startete ich nach einem Pausetag mit einem FTP Test. Ich hab schon lange keinen mehr gemacht und wollte wissen, wo ich stehe. Denn mir war absolut bewusst, dass jetzt ein strukturierter Trainingsplan her musste. Keine Ausreden. Keine Ausnahmen. Einfach durchziehen.

An dem Tag war es sicher nicht optimal, einen Test zu machen. Ich hätte vielleicht noch 1-2 Tage mehr Pause gebraucht. Aber ich war on fire. Ich wollte loslegen. Das Ergebnis: Einen FTP von 153W bei 68kg Körpergewicht. 2,25W/kg.
Zu meinen besten Zeiten hatte ich einen FTP von 200W. Und da möchte ich wieder hin. Außerdem sollen ein paar Kilos weg, denn die werden mich sonst bei den vielen Höhenmetern quälen. Challenge accepted.
Du fragst dich jetzt vielleicht, wie mein Training aussieht und ob ich einen Trainer habe. Da will ich ganz offen zu dir sein: Ich trainiere mit ChatGPT. Mit der künstlichen Intelligenz. Vor ein paar Jahren war ich noch sehr tief im Training, habe mir viel Fachwissen angeeignet und auch mit einem Trainingsplan von einem echten Trainer trainiert. Ich habe also das nötige Hintergrundwissen, um das Training zu verifizieren. Und mir ist absolut bewusst, dass die KI keinen richtig guten Trainer ersetzen kann. Aber mir geht es einfach nur ums durchziehen und durchkommen. Ich will keine Bestzeit fahren.
Also habe ich meine Werte dem Chat gegeben und er hat mir für die nächsten Tage einen Trainings- und Ernährungsplan geschrieben. Und das erste mal seit Jahren hab ich wieder einen Trainingsplan an die Tür geklebt. Wie früher.

Motiviert, fokussiert und strukturiert bin ich in die erste Trainingswoche gestartet. Dabei habe ich sicher zehnmal dieses Video vom Ötztaler angeschaut und jedesmal eine Gänsehaut bekommen.
Kochen, Arbeiten, Trainieren, Schlafen. Es war ein bisschen wie heimkommen. Die Struktur, die ich in den letzten 3 Jahren meiner Selbstständigkeit oft vermisst habe. Ich hab in den letzten Jahren viele Erfolge eingefahren – aber eben im beruflichen Sinne. Sportlich gesehen bin ich die letzten Jahre nur spazieren gefahren. Der Ansporn war weg und auch der Fokus. Und ich wusste schon bei meiner heimlichen Anmeldung, dass mich dieses utopische Projekt wieder zu einer Kämpferin auf dem Fahrrad machen kann.
Ich liebe es, meine Grenzen zu überwinden, etwas zu tun, das schier unmöglich erscheint und einfach zu machen. Das ist kein Rennen gegen andere, sondern gegen mich selbst. Für mich. Und vielleicht möchte ich auch anderen zeigen, dass man als selbstständige Frau mit Arthrose und Lipödem sowas schaffen kann.
Und so hab ich mich auch gefreut, als ich mit Tupperdosen bei einem ganztägigen Kundenmeeting aufgetaucht bin. So wie früher immer.

KW10 – Ganz normales Training
Zweimal die Woche Intervalle, dreimal die Woche Grundlagen, einmal die Woche Krafttraining und einen Ruhetag. Der Chat wird für mich immer mehr zum Sparringspartner. Bei spontanen Geschäftsessen empfiehlt er mir Gerichte von der Karte und wenn ich Muskelkater hab, plant er mein Training um. Ich genieße diese Flexibilität im Trainingsplan. Früher musste ich trainieren, weil es so im Plan stand. Jetzt ist es deutlich dynamischer. Aber natürlich geht so ein dynamischer Plan auch wirklich nur, wenn man keine Ausreden sucht.
Und ich gebe dem Chat auch immer Rückmeldung oder frage nach schnellen Essensideen. Es fühlt sich so an, als hätte man einen guten Freund, mit dem man immer über das Thema reden kann.
KW11 – Der erste Hunni
Ich möchte jetzt nicht so tun, als wäre ich noch nie 100km auf dem Fahrrad gefahren. Im Gegenteil – ich mache das regelmäßig. Auf Mallorca hatte ich sogar 4 Gran Fondos. Vergangenes Jahr bin ich zweimal über 220km gefahren, innerhalb von 3 Tagen. 100km zu fahren ist nicht schwer. 100km Grundlagen zu fahren und sich ordentlich zu verpflegen ist dagegen schon ne größere Herausforderung. Umso stolzer war ich, dass ich in der Woche bei meiner 100km-Tour absolut im Grundlagenbereich geblieben bin.
KW12 – Zwangspause
Die Woche startete mit einem Besuch beim Chiropraktiker. Geplant. Seit ein paar Monaten kämpfe ich nachts mit Schmerzen im linken Knie (das Knie ohne Arthrose). Auf jeden Fall wurde mir danach eine einwöchige Sportpause verordnet. Der Workaholic in mir hat sich gefreut – mehr Zeit zum Arbeiten. Aber ich musste meinem Körper auch viel Ruhe geben. Gerade die ersten Tage nach der Behandlung hatte ich mit starken Kopfschmerzen und Muskelkater zu kämpfen. Also gab es auch viele Ruhephasen.
In der Zeit hab ich mir ein neues Zwischenziel gesteckt: Ende April einen kleinen MTB-Marathon in der Kurzdistanz zu fahren. 20km und 350hm. Das ist sicher ein netter Trainingsimpuls.
Außerdem hab ich die freie Zeit fürs Shopping genutzt und mir Wattpedale geholt, damit ich beim Ötztaler auch ein bisschen meine Leistung im Blick habe. Ich hatte an meinem alten Rennrad schon eine Wattkurbel, aber eher just for fun. Jetzt möchte ich die Leistungsmessung in mein Training gezielt einbauen. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich nach jedem Training meinem virtuellen Trainer alle Leistungsdaten vom Training durchgebe. Je besser die KI trainiert ist, desto besser das Ergebnis.

- UNIVERSELL KOMPATIBEL: ein…
- 【Einfach zu…
- Genauigkeit und Konsistenz:…
KW12 – die ersten Höhenmeter
Fit und munter zurück im Training spulte ich das vorgegebene Programm ab. In dieser Woche machte ich auch meine erste MTB Fahrt für dieses Jahr und die Freude war riesig, als ich die dicken Reifen wieder auf dem Asphalt gehört habe. Ich hab’s vermisst! Dieses Jahr bin ich bisher nur Rennrad gefahren – kein Gravelbike (das steht noch in der Garage und wartet aufs Bremsen entlüften) und kein Mountainbike. Vielleicht liegt es auch daran, weil ich mir im Januar einen großen Traum erfüllt habe und mir ein Bianchi Rennrad gekauft habe, dass ich nur Rennrad gefahren bin. Aber die kleine Abwechslung war schon richtig toll!

Am Wochenende sollte es gutes Wetter werden und ich war mit meinen Freundinnen zum Spaziergang verabredet. Davor wollte ich an der Location (meinem Lieblingsberg – dem Höchsten) noch ein kleines Bergtraining machen. Mein virtueller Trainer hat sofort umdisponiert und mir Instruktionen gegeben. An dem Tag, als ich mit vielen anderen Rennradfahrern nach oben gestrampelt bin und beim Abfahren den kompletten Bodensee im Blick hatte, wusste ich wieder wofür ich es tat. Denn nur wer rauffahren kann, kann auch runterfahren. Und dieses Gefühl ist einfach unbeschreiblich.
KW13 – Neuer FTP-Test
6 Wochen nach meinem letzten FTP-Test habe ich einen neuen gemacht, einfach weil ich im Training gemerkt habe, dass die Wattwerte nicht mehr so passen. Das Training fällt mir zu leicht.
Und tadaaaaa…. Mein neuer FTP-Wert liegt bei 176 Watt. Und nicht nur das: Ich habe auch schon knapp 2kg Körpergewicht verloren. 176 W / 66,3 kg = ca. 2,66 W/kg
Ich bin stolz wie Bolle. Es funktioniert. Ich muss nur weitermachen.
Was läuft gut bisher? Das Training. Ich habe bisher kein Training ausfallen lassen. Auch ernährungstechnisch läuft es super. Keine Schoki, kein Naschen, kein Heißhunger und täglich ein Frühstück.
Was läuft nicht so gut? Regeneration. Ich schlafe zu wenig, arbeite abends zu lang und hab zu viel Zeug im Kopf.
Letzte Aktualisierung am 2024-02-02 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Über die Autorin
Lisa Augustin (geb. Lisa Rudolf) bezeichnet sich selbst als Genussbikerin. Durch eine Abnahme und die Umstellung zu einer gesunden Ernährung ist sie auf das Radfahren gekommen. Auf ihrem Blog LisasBunteWelt schreibt sie über persönliche Erfahrungen und hilft anderen weiter. Trotz körperlichen Einschränkungen wie Lipödem und Arthose versucht sie immer, den Genuss beim Radfahren voranzustellen.
Durch den Hobbyblog ist die gelernte Softwareentwicklerin letztlich auch zu ihrer Berufung gekommen und beschäftigt sich jetzt mit der Suchmaschinenoptimierung in der Selbstständigkeit.