Ich habe mir ein Rennrad gekauft! – Warum und wieso?

Zuletzt aktualisiert:

Autorin: Lisa Augustin

Dieser Beitrag stammt aus dem Jahr 2019. Ich habe ihn mittlerweile mehrfach ergänzt und er erzählt meine komplette Rennradgeschichte und die Erfahrungen, die ich mit Rennrädern gemacht habe.

Bääm. Ich habe es tatsächlich getan. Und zwar habe ich mir vor 5 Tagen ein Rennrad gekauft. Ich, die Mountainbike-Genussbikerin. Wer mich genauer kennt, weiß, wie unrealistisch das klingt.

„Ich werde mir nie ein Rennrad kaufen!“

Das habe ich bis vor ein paar Tagen immer noch steif und fest behauptet. Zuletzt bin ich auf Lanzarote Rennrad gefahren und da war ich ganz und gar nicht angetan von diesem wackligen Teil. Es war zwar eine nette Erfahrung, aber mehr auch nicht.

Dünne Reifen sind einfach nicht mein Ding. Ich mag es unkompliziert und bequem – darum fahre ich auch Mountainbike. Es gibt einige Dinge, die mich am Rennrad stören.

  • Man kann nur auf geteerten Straßen fahren.
  • Die Bremsen greifen nicht so gut wie beim MTB.
  • Mir fehlen die kleinen Gänge.
  • Bei Wind fühlt sich das Fahrrad ziemlich unstabil an.
  • Man hat keinen Wald- und Wiesenspaß.
  • Es ist steif und unbequem.
  • Es wird fast schon von der Stylepolizei erwartet, hautenge Rennradkleidung zu tragen.
Macht Rennradfahren Spaß? Ich habe es ausprobiert!

Warum ich mir ein Rennrad gekauft habe?

Und doch habe ich es getan. Warum? – Weil ich von Montag auf Dienstagnacht geträumt habe, dass ich ein Rennrad habe. Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, habe ich im Bett noch etwas durch eBay Kleinanzeigen gezappt und im Kaff nebenan ein Rennrad gefunden. Am Abend habe ich es dann direkt angeschaut und gekauft. Das war es. Total unüberlegt, wegen eines Traums. Gedacht habe ich mir nicht viel dabei. Und mein Freund hat mich dafür auch eher belächelt.

Wenn man schon andere Träume nicht wahr werden lassen kann, sollte man vielleicht den nicht ganz so sinnvollen, aber dennoch realistischen Träumen eine Chance geben.

Und genau das habe ich gemacht. Ich habe dem Rennrad eine Chance gegeben. Wenn es mir nicht gefällt, kann ich es ja immer noch verkaufen.

Gekauft habe ich mir übrigens ein Specialized Diverge A1 mit verbesserter Ausstattung (105er-Schaltgruppe, leichtere Laufräder, hydraulische Bremsen). Das Rad hatte gebraucht gerade einmal 80km auf dem Tacho und hat an der Gabel Platz für etwas breitere Reifen. Ursprünglich war das Rennrad nämlich ein Gravelbike, welches zum Rennrad umgebaut wurde.

Das Rennrad war aus Alu und hatte in Kampfgewicht von über 10 Kilo. Als Mountainbikerin fand ich das leicht – denn ich hatte keinen Plan, was Rennräder so wogen. Allgemein wusste ich nichts von Rennrädern zu dem Zeitpunkt. Ich wusste, wie man damit fährt. Aber welche Komponenten gut waren, konnte ich nicht wirklich sagen.

An dieser Stelle möchte ich jedem Rennrad-Einsteiger ans Herz legen, ein Fahrrad ausführlich Probe zu fahren, bevor es gekauft wird. Auch ein Bikefitting oder die Beratung von einem Profi könnte hilfreich sein, um einen Fehlkauf zu vermeiden.

Mein erstes Rennrad und welche Erfahrungen ich damit sammeln konnte.

Ich dachte zu dem Zeitpunkt: Und wenn es mir gefällt, kann ich mir irgendwann ein besseres, leichteres Rennrad kaufen. (Spoiler: Ist schon kurz danach passiert)

Manchmal sollten wir Dinge, die wir nicht so toll finden, erst einmal intensiv ausprobieren, bevor wir darüber urteilen. Natürlich fordert es Kraft und Energie nicht den leichtesten und gewohnten Weg zu gehen. Und wenn man scheitert, ärgert man sich über die verlorene Zeit. Aber oftmals finden wir auch Gefallen, an dem, was wir zunächst verurteilt haben. Darum fahre ich jetzt Rennrad. Zumindest gelegentlich – denn ich habe noch 3 Mountainbikes, die viel Liebe und Aufmerksamkeit brauchen.

Meine ersten Ausfahrten mit dem Rennrad

Die erste Woche bin ich etwa 150km mit dem Rennrad gefahren. Sowohl allein als auch im Windschatten. Bei manchen Situationen habe ich mein Mountainbike richtig vermisst. Zum Beispiel, wenn die Teerstraße plötzlich aufhört oder man einen steileren Anstieg fährt. Wenn du in Deutschland Rennrad fahren möchtest, solltest du vorher eine gute Tour planen oder genug Hintergrundwissen über die Strecken in der Gegend verfügen.

Doch Rennrad fahren kann auch richtig toll sein.

Wenn du im Windschatten 40-50km/h fährst und es einfach nur noch läuft, dann ist das ein richtig tolles Gefühl. Du fliegst fast schon. Oder wenn du mal flach Grundlagen auf guten Straßen fährst, dann macht das Rennradfahren auch richtig Spaß. Auch allein. Trotzdem bleibt mein Favorit das Mountainbike. Ich liebe die Action, die es mit sich bringt. Als Abwechslung ist das Rennrad sicher nicht schlecht. Es bringt auch neue Trainingsreize mit sich. Aber mein Herz schlägt für breite Reifen.

Meine ersten Erfahrungen mit dem Rennrad.

Kurze Zeit später habe ich das Rennrad wieder verkauft

Was anfangs so toll klang, wurde schnell zum ungeliebten Kind. Denn das Rennrad war mir einfach einen Tick zu groß und irgendwie auch zu schwer. In meiner Anfänglichen Euphorie konnte ich das gut überspielen. Ich wollte ja auch meinen Spontankauf nicht schlechtmachen. Aber nach einigen Kilometern musste ich einsehen, dass mir das Rennrad einfach nicht richtig passte. Es war einfach zu schade, um lieblos herumzustehen. Denn ich merkte, wie ich andere Räder stark bevorzugte.

Wir nutzten es noch ein paar Wochen auf der Rolle, bevor es dann einen neuen Besitzer fand.

Neues Rennrad, neues (kurzes) Glück

Und dann kam Contessa. Mir war klar, dass ich Rennrad fahren wollte. Nicht immer, aber gelegentlich. Der ein oder andere Rennradurlaub, den ich zwischenzeitlich absolviert hatte, hatte mich bestärkt darin. Und ich wollte ein passendes Rennrad. Ein leichtes Rennrad. Eines, das einfach Spaß macht.

Bei Kleinanzeigen fand ich dann Contessa. Dieses Mal hatte ich gezielt nach der richtigen Größe (XS) Ausschau gehalten und Contessa hatte mir auf Anhieb gepasst. Dieses Rennrad hatte zwar keine Scheibenbremsen, auf die ich beim letzten unbedingt gepocht hatte, aber das war mir dann auch irgendwie egal. Denn es funktionierte super und war top ausgestattet.

Es fühlte sich ganz anders an auf der Straße und ich war sofort verliebt. Kurze Zeit später habe ich es sogar umgebaut und ein wenig leichter gemacht. Ich habe mir mit Contessa sehr viel Mühe gegeben.

Es war perfekt. Ich bin sogar an einem Tag ganz allein bis an den Bodensee gefahren und wieder zurück. Das waren etwa 150km und eine der besten Touren meines Lebens. Wäre das jetzt ein Liebesfilm, würde jetzt der Satz „Die beiden hatten gemeinsam einen wunderbaren Sommer…“ fallen. Doch leider ist es kein Liebesfilm, sondern ein Drama gewesen.

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Aus Contessa wurde unfreiwillig marcello

Doch dieses Glück war nicht von langer Dauer. Schon ein paar Wochen, nachdem ich Contessa mein Eigen nennen durfte, hatte ich einen Fahrradunfall, dank eines rücksichtslosen Autofahrers. Contessa war tot und ich tottraurig. Endlich hatte ich ein Rennrad gefunden, das mir so richtig Spaß machte und dann musste ich nur ein paar Wochen später von diesem Abschied nehmen.

Ich muss gestehen, dass ich wirklich lange gebraucht habe, um mich an ein neues Rennrad heranzuwagen. Zu groß war der Schmerz. Irgendwann bin ich zufällig auf ein Rahmenset gestoßen von einem Marcello Rennrad. Genau dieses Modell bin ich schon auf Mallorca gefahren und wusste auch, dass es passt. Also habe ich mir Marcello aufgebaut – und mit diesem Rennrad bin ich jetzt immer noch unterwegs.

Marcello ist das erste Rennrad, welches wir komplett selber aufgebaut haben. Ein paar Teile von Contessa, wie zum Beispiel den Sattel oder die Pedale, konnte ich wiederverwenden. Auch die Wattkurbel ist jetzt am neuen Rennrad. Nach dem Zentrieren konnte ich auch die Laufräder wieder nutzen.

Die anderen Teile habe ich teilweise neu, teilweise gebraucht gekauft. Und jetzt ist Marcello ein einzigartiges Rennrad, welches kein anderer hat. Darauf bin ich ein wenig stolz. Vor allem, weil ich mich durch die ganzen Aufbau- und Umbaumaßnahmen jetzt sehr gut mit Rennrädern auskenne.

Ich war mittlerweile sogar mit Marcello beim Bikefitting. Nicht weil ich mich darauf nicht wohlfühlte, sondern weil dies die Grundlage für mein auf mich angepasstes Gravelbike werden sollte. Auch der Bikefitter fand mein Marcello außergewöhnlich und cool.

Inzwischen ist das Marcello perfekt auf mich eingestellt. Das merke ich auch an meiner Leistung und Sitzhaltung. Marcello möchte ich nicht mehr hergeben.

Als ich mein Gravelbike bekommen habe, habe ich zwar überlegt, ob ich noch ein Rennrad brauche – bin aber zu dem Entschluss gekommen, dass es definitiv seine Berechtigung hat.

Rennrad Marcello 26

Mein erstes Rennrad hatte ich gekauft, weil ich davon geträumt hatte. Vielleicht war es auch eine Schnapsidee. Aber ohne diesen Traum wäre ich nicht bei Contessa und Marcello gelandet. Und ja, man muss auch mal Fehler machen, um weiterzukommen. Die Erkenntnis, dass ein nicht passendes Fahrrad auch nicht so viel Spaß macht wie ein passendes Fahrrad, war viel wert. Aus der ganzen Geschichte habe ich einiges gelernt und bei darauffolgenden Fahrradkäufen habe ich auf ganz andere Dinge geachtet. Ich habe mich einfach weiter entwickelt als Radfahrer und aus meinen Fehlern gelernt.

Auch sehe ich manche Dinge inzwischen ganz anders. Zum Beispiel, wenn es um den Verkehr, Radwege oder den Umgang mit anderen Radfahrern geht. Früher war ich immer nur auf der Seite der Mountainbiker. Jetzt kenne ich mehrere Seiten und kann mich in verschiedene Radfahrer-Rollen besser einfühlen.

Das Rennrad nutze ich übrigens nicht nur für entspannte oder lange Rennradtouren, sondern auch als Trainingsgerät für Grundlagenausdauer, wenn ich mit meinem Freund zusammen trainieren möchte. Er fährt mit dem Mountainbike und ich mit dem Rennrad. So können wir gemeinsam trainieren und sind beide in ähnlichen Leistungszonen unterwegs. Das macht richtig Spaß und wir können uns dabei gegenseitig ergänzen.

Bis bald,

deine Lisa. <3

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Über die Autorin

Lisa Augustin (geb. Lisa Rudolf) bezeichnet sich selbst als Genussbikerin. Durch eine Abnahme und die Umstellung zu einer gesunden Ernährung ist sie auf das Radfahren gekommen. Auf ihrem Blog LisasBunteWelt schreibt sie über persönliche Erfahrungen und hilft anderen weiter. Trotz körperlichen Einschränkungen wie Lipödem und Arthose versucht sie immer, den Genuss beim Radfahren voranzustellen.

Durch den Hobbyblog ist die gelernte Softwareentwicklerin letztlich auch zu ihrer Berufung gekommen und beschäftigt sich jetzt mit der Suchmaschinenoptimierung in der Selbstständigkeit.

2 Gedanken zu „Ich habe mir ein Rennrad gekauft! – Warum und wieso?“

  1. Hi,

    ich bin erst heute im Web auf Deinen Blog gestossen und finde ihn unterhaltsam zu lesen und interessant.

    Wenn Du breite Reifen magst, warum ist es statt des Rennrades kein Gravelbike geworden? OK, das war 2019 noch nicht so der Hype wie in diesem Jahr. Hast Du Pläne in diese Richtung, nachdem das erste zu gross war und Du Dein zweites RR ja leider verloren hast?

    Ich bin vom Trekkingrad zum Gravel (43er Reifen !) gekommen und gewöhne mich gerade an den Dropbar. Mit Mountainbikes fehlt mir jede Erfahrung, hier im Flachland gibt es auch keine Berge 🙂

    Antworten
    • Hallo Jörg,
      danke für dein positives Feedback! Habe mich sehr darüber gefreut. 🙂
      Ein Gravelbike wird es 2021 auch geben – das steht noch auf meiner „Nice to have“- Liste. Gerade bei Radreisen oder zum Pendeln ist das sicher praktisch. Aber meine Mountainbikes werde ich definitiv nicht hergeben. Die sind mir heilig und absolut nicht ersetzbar. 🙂 Und auch das Rennrad ist inzwischen ein wirklich wichtiges Fahrrad für mich. Zwar nicht mehr das aus dem Beitrag – aber dafür ein perfektes für mich. 🙂
      Viele Grüße aus dem Schwabenländle
      Lisa

      Antworten

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